Waldung:

Kritik

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»Der idealtypische Heimatroman spielt vor alpiner Kulisse. Man meint, das in der Galerie Kunstpunkt vor sich zu sehen, angesichts der sieben in helle Holzrahmen gebettete Quadratformate, eingeführt unter dem Titel "sprachlos sprech ich was geschah". Doch Christine Königs literarischer Bezug — so es den überhaupt gibt — ist Thomas Bernhard eher als Ganghofer. In grauen Düstertönen brodelt das Acrylfarbe-Umfeld, in das fragmentarisch Schwarzweiß-Fotokopien geklebt sind. Links oben ein Bild mit Felsgipfeln und Gletschern. Rechts unten endet die Serie mit einem Blockhaus, das aus dem Rand des Bildes zu rutschen droht. Mittendrin eine kopflose Figur, vielleicht noch ein Halbwüchsiger, in Schnürschuhen, pludrigen Hosen und Strickjanker, mit einem langen Stab in Händen. Braucht es den, um sicheren Tritts durch die Aufruhr der Elemente zu kommen?

Arbeiten auf Papier in Kombination von Zeichnung und Collage kennt man von Christine König. Als Schritt heraus aus dem bisher charakteristischen Kleinformat zu sehen, ist ihre Entscheidung, es mit einer Mischtechnik unter Einschluss von Acrylfarbe zu versuchen. Ein umso gelungenerer Versuch dort, wo deren durchgängiges Graugewaber Elementar-Atmosphärisches heraufbeschwört. Eine zweite Serie "unter dem Astronautenmond" setzt das mit anderem, jetzt heterogenem Fotokopie-Material fort. Auf den Motivkreis um den wandernden Waldbauernbub greifen jedoch die auf zwei über Eck gestellten Tischen ausgebreiteten Künstlerbücher zurück: mittels Spiraldraht zum Block gebundene, halb strichige, halb wischige Bleistiftzeichnungen. Darunter "Janker": Hier kehrt der Bursche von der Fotokopie wieder; sein Stab diesmal als Diagonale, die die dunkle von der hellen Ecke des Blatts trennt. Andere Blätter sind weniger präzise, belassen es bei Ding-Andeutungen, auf die der Betrachter sich, souffliert vom jeweiligen Künstlerbuch-Namen, seinen Reim machen muss. Das fällt manchmal etwas beliebig aus, zu unbeholfen speziell, wenn es um die Darstellung von Lebewesen geht. Gerade bei einer aufs Äußerste verknappten Gestaltgebung springt es ins Auge, wenn nicht jeder Strich exakt am richtigen Fleck sitzt.«

Dr. Roland Held, Darmstädter Echo